Manchen älteren Mitbürgern ist die Geschichte der Muna Lübberstedt noch vertraut. Vielen anderen Menschen, die neu in der Gemeinde sind oder ganz einfach jünger, ist diese Vergangenheit nicht bekannt. Mit der Geschichte unseres Landes sind sie vertraut, von den Konzentrationslagern im Dritten Reich wissen sie, aber: So in unserer Nähe? Unglaube ist die erste Reaktion, wenn man von „Lübberstedt“ als Standort eines Konzentrationslagers hört. Aber es ist tatsächlich wahr, in der NS-Zeit befand sich eine Außenstelle des KZ Neuengamme zwischen Axstedt und Lübberstedt. Hier wurden Zwangsarbeiterinnen gefangen gehalten, die unter unwürdigen Bedingungen ihr Leben fristen mussten. Einige Menschen fanden dabei den Tod, ihrer wird auf dem Friedhof in Lübberstedt gedacht.
Nach dem Krieg übernahm die Bundeswehr das Gelände der ehemaligen „Lufthauptmunitionsanstalt Lübberstedt“. Seit die Bundeswehr den Standort Axstedt verlassen hat, ist das Gelände wieder zugänglich, aber nicht für jedermann offen. Die Zukunft dieses Areals ist noch in Planung, ein Naturschutzgebiet ist angedacht. Bereits vor über 20 Jahren gründeten engagierte und geschichtsbewusste Bürger/innen den Verein „Arbeitskreis Muna Lübberstedt e.V.“, der sich mit der Geschichte der Muna beschäftigt und verschüttetes Wissen ans Tageslicht beförderte. Als Initiatoren sind ganz besonders der leider zu früh verstorbene Volrad Kluge, Barbara Hillmann und Erdwig Kramer zu nennen, die ehrenvolle Verdienste um diese Aufgabe erwarben. 1996 erschienen die Ergebnisse ihrer Recherche, bei der sie von Thorsten Gajewi und Rüdiger Kahrs unterstützt wurden, in einem Buch. Es trägt den Titel „Lw. 2/XI – Muna Lübberstedt Zwangsarbeit für den Krieg“ und ist bei „Edition Temmen“ erschienen.
Mit dem Erscheinen der Dokumentation hatte der Verein sein Werk aber noch nicht vollendet. Man wollte den Menschen die Orte dieses unrühmlichen Teils unserer Geschichte nun auch zeigen. Mit unendlich viel Initiative gelang es Erdwig Kramer und seinen Vereinsmitstreiter/inn/en, eine Erlaubnis für Führungen durch das Gelände zu erhalten. Seit mehreren Jahren werden diese Führungen einmal im Monat angeboten und erfreuen sich großen Zuspruchs. Ziel ist die Bewusstmachung dieses Teils der Geschichte, um die Wiederholung solcher Fehler zu vermeiden. Dazu trug auch die vor einigen Jahren vom Theater „Das Letzte Kleinod“ gespielte dokumentarische Inszenierung auf dem Muna-Gelände bei. Viele Axstedter und Lübberstedter fuhren auf dem Weg zu diesem Schauspiel zum ersten Mal auf dieses Gebiet. Sie äußerten sich hinterher tief beeindruckt. Die einfühlsame Darstellung hatte ihnen Einblick in das damalige Geschehen gegeben. Dies wurde durch die kompetent begleiteten Führungen durch Erdwig Kramer und sein Team fortgesetzt. Bei jedem Gebäude wird dem Betrachter eine Vorstellung davon vermittelt, was hinter diesen Mauern geschah.
Nun nagt allerdings der Zahn der Zeit an der Bausubstanz und es ist absehbar, dass diese Gebäude bald nicht mehr existieren werden. Somit galt es, den derzeitigen Status festzuhalten. Es entstand die Idee der filmischen Dokumentation. Schon vor einigen Jahren wurde damit begonnen, die Gebäude, Straßen und Bunker aufzunehmen. Der Verein Muna Lübberstedt erhielt somit von der Firma Skylab-Studios in Rastede eine Fülle von Material, die aber viel zu umfangreich für eine Präsentation war. Nun begann ein neuer Arbeitsschritt: Das Wichtigste musste ausgewählt werden. Allerdings galt es auch, das Ganze in den historischen Zusammenhang einzubetten und das Leben der Bevölkerung der beiden Ortschaften Lübberstedt und Axstedt nicht außer Acht zu lassen. Dies bot eine neue Möglichkeit, die Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen und somit ihre bedeutsamen Stimmen zu erhalten. Der Verein betrachtet die Arbeit von Skylab-Studios als sehr erfolgreich. Es ist jetzt ein 30-Minuten-Film entstanden, der die Geschichte der Muna wiedergibt und auch in Schulklassen vorgeführt werden kann. Die DVD ist gegen eine freiwillige Spende von 5€ bei Blumen-Müller in Lübberstedt, im Salon Schnibbelecke in Axstedt und in der Buchhandlung Schatulle in Osterholz-Scharmbeck erhältlich. Die DVD sowie das Buch über die Geschichte der MUNA sind auch in der Stadtbibliothek und im Kreismedienzentrum in Osterholz-Scharmbeck ausleihbar.
Seit Kurzem verweist eine große Hinweistafel darauf, dass das ehemalige Munitonsdepot jetzt in eine neue Nutzung überführt werden soll. Die DBU, eine Stiftung für den Naturschutz, hat das Gelände übernommen. Seit dem 1. Oktober 2017 gehört die Fläche zu den Liegenschaften der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, die die Betreuung und Verantwortung übernommen hat.
Für Fragen wenden Sie sich am besten per E-Mail unter koegel-r@web.de an den Verein.