Vereinsjubiläum am 17.9.2022 – Vorankündigung

Mitmach-Aktion: Konzert eines Projektchors zum Jubiläum

Eigentlich feierte der Arbeitskreis Muna Lübberstedt e.V. bereits 2021 sein 25jähriges Bestehen. Corona verhinderte größere Feierlichkeiten. Nun, wo sich die Bedingungen wieder gelockert haben, möchten wir die ausgefallene Feier mit einer besonderen Aktion nachholen: Wir planen das Konzert eines Projektchors unter professioneller Leitung in der Bramstedter Kirche. Musikfreunde, aufgepasst! Folgende Termine können bereits im Kalender vorgemerkt werden:

Proben am 10. und 16.9. im Gemeindehaus in Axstedt

Konzert am 17.9. in der Kirche in Bramstedt

Die Leitung des Projektchores übernimmt das Ehepaar Simon und Kathrin  Bellett.

Kathrin und Simon Bellett kommen nach Axstedt , um mit musikbegeisterten Menschen Lieder zu proben, die dann am 17.9. während des Jubiläumsfeier in der Bramstedter Kirche aufgeführt werden sollen. Besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, notwendig sind nur Spaß an der Musik und Freude am Singen!

Eine Voranmeldung kann ab sofort per Mail bei Petra Samko erfolgen (petra-samko@gmx.de).

Frühstück bei…

In Zukunft mehr Geschichte

Frühstück bei … Karina Kögel-Renken ist Vorsitzende des Arbeitskreises Muna Lübberstedt

Karina Kögel-Renken möchte sich nach dem Ende ihrer Berufszeit noch mehr für die Geschichtsarbeit engagieren.ULF BUSCHMANN

Axstedt/Lübberstedt. Karina Kögel-Renken zeigt, wo es langgeht. Hin und wieder sicherlich im übertragenen Sinne. An diesem Morgen geschieht es wirklich. Mit einem freundlichen Lächeln kommt die Vorsitzende des Arbeitskreises Muna Lübberstedt ihrem Besuch entgegen. „Vorne hätte Ihnen keiner geöffnet“, sagt sie. Das alte und ein wenig unübersichtliche Haus, in dem schon die Großeltern von Karina Kögel-Renkens Mann lebten, ist nett, verwinkelt und strahlt einen besonderen, heimeligen Charme aus.

Im Flur fallen die zahlreichen Emailleschilder auf. So ging Werbung früher – von Waschmittel über Automarken bis zu Hochprozentigem. Während Karina Kögel-Renken die Jacke ihres Besuchs über einen Bügel hängt, gibt sie zu: Dies seien nicht alles originale Emailleschilder. „Aber schön sind sie trotzdem.“ Auch ein Klavier steht da an der Wand. Allerdings klärt Karina Kögel-Renken später auf: Das Instrument ist gar keines, sondern die wohlsortierte Hausbar.Schulleiterin in Lilienthal

Es geht zum Frühstück in den Wintergarten mit weitem Blick ins winterliche Axstedt. Hin und wieder rauschen die Regio-S-Bahn von oder nach Bremerhaven, ein Regionalexpress oder ein Güterzug vorbei. Familie Kögel-Renken wohnt knappe 100 Meter von der Bahnlinie zwischen Bremen und Bremerhaven entfernt. „Früher klapperten hier die Gläser im Schrank“, sagt sie.

Aber nicht nur der Geräuschpegel der Bahnen hat sich verändert. Im Dritten Reich gehörte es zu den Kriegsanstrengungen der Nazis, sogenannte Luftmunitionsanstalten (Muna) und Lufthauptmunitionsanstalten aus dem Boden stampfen zu lassen – Lübberstedt war eine der Lufthauptmunitionsanstalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen zunächst die Amerikaner die Muna in Lübberstedt, am 2. Mai 1956 übernahm die neu gegründete Bundeswehr. Diese blieb bis Anfang 2010.

Ende Januar 1996 wurde aus dem losen Zusammenschluss des Arbeitskreises Muna förmlich ein Verein – vor allem deshalb, um das Buch „Lw 2/XI – Muna Lübberstedt – Zwangsarbeit für den Krieg“ zu veröffentlichen, das inzwischen vergriffen ist. Aus der ursprünglichen Absicht, den Verein später wieder aufzulösen, wurde nichts. Im Gegenteil, freut sich Kögel-Renken, der habe sich zu einem festen Bestandteil der Dorfgemeinschaft entwickelt; in Axstedt genauso wie in Lübberstedt. Die inzwischen 63 Mitglieder profitieren von zahlreichen Vernetzungen, wie zum Beispiel mit der Kirchengemeinde Bramstedt, zu der Axstedt gehört. Wenn Kögel-Renken über diese Entwicklung spricht, strahlt sie förmlich. Der Kaffee und ihr Brötchen auf ihrem Teller werden dabei zur Nebensache. „Der Verein hat eine neue Basis“, sagt die Vorsitzende. Die Mitgliederstruktur habe sich erheblich verjüngt. Und: „Bei uns fragen verstärkt Familien nach einer Mitgliedschaft.“ Deshalb werde die Beitragsstruktur entsprechend umgestellt. „Mir ist es wichtig, dass das Geschehen bewahrt wird“, betont Karina Kögel-Renken, „unser Motto ist ja ,Erinnern gegen das Vergessen’.“ Dies müsse generationsübergreifend stattfinden. Deshalb sehne sie den Tag herbei, um nach dem Ende der Corona-Pandemie Jung und Alt des Vereins zusammenzubringen.

Die Frage, ob die Position als Vorsitzende manchmal so etwas wie eine Bürde ist, verneint Karina Kögel-Renken entschieden. Dies sei eher der Fall, wenn sie auf die wenige Zeit schaue, um sich noch mehr für den Verein ins Zeug zu legen. Hintergrund: Karina Kögel-Renken ist Leiterin der Integrierten Gesamtschule (IGS) Lilienthal. Sie verspricht denn auch: „Wenn ich in einigen Jahren in den Ruhestand gehe, kann ich mich richtig hineinknien.“

Zu tun gibt es in der Tat noch einiges. Nicht nur die Vorsitzende, sondern viele Mitstreiter im Verein und außerhalb wünschen sich, die Muna-Geschichte weiterzuerzählen: Was geschah dort nach 1945? Dafür träumt der Verein von einem „Minimuseum mit Schulungsraum“. Denn Karina Kögel-Renken weiß: Die Geschichte der Muna ist längst nicht zu Ende erzählt, vieles ist noch im Dunkeln. Immerhin konnten die Autoren des Buchs über die Muna ans Licht bringen, dass es auch in Lübberstedt und der Region unter den Nazis Zwangsarbeit gab.

Daran wird jeweils am 9. November, dem Tag der Reichspogromnacht 1938, am Mahnmal erinnert, das seit 2019 am Tor der ehemaligen Muna steht. Dieses hatten Schülerinnen und Schüler der Berufsbildenden Schulen (BBS) Osterholz-Scharmbeck schon in einem längeren Prozess entworfen. Dafür gab es Anfang Dezember den Schülerfriedenspreis des Landes Niedersachsen. Für Karina Kögel-Renken ist dies das beste Beispiel für eine funktionierende, generationsübergreifende Erinnerungsarbeit. Da fehlt aus Sicht der Vorsitzenden nur noch eines: Die Muna solle im Rahmen der Dorfentwicklung Hambergen Nord „eine Rolle spielen“.

Andacht zum 9. November am Muna-Mahnmal

 

Die anwesenden Besucher*innen sprachen schon von einer kleinen Tradition und meinten damit das Gedenken am Muna-Mahnmal, das zum 9. November wieder begangen wurde. Konfirmandinnen und Konfirmanden hatten mit Pastorin Rita Maier eine Friedensandacht gestaltet, die an das Schicksal der Zwangsarbeiter*innen an diesem Ort erinnerte. Musikalisch wurde die Andacht umrahmt durch Iris Mester (Trompete) und Petra Samko (Violine). Viele Lichter und der Schein der Feuerschale verbreiteten eine Stimmung der Hoffnung. Der Dank des Vereins geht an alle Beteiligten.