Grußworte vom Samtgemeindebürgermeister

Zur Muna Denkmal Einweihung sprach neben dem Landrat, den Bürgermeistern der Gemeinden Axstedt und Lübberstedt der Samtgemeindebürgermeister Herr Reinhard Kock. Vertretend für alle Redner hier sein Grußworte:

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Liebe Frau Kögel-Renken, liebe Arbeitskreismitglieder, liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Gäste,
herzlichen Dank für Ihre Einladung. Ich freue mich hier und heute dabei sein zu können.
Für die Einweihung des MUNA-Denkmals haben Sie sich ein geschichtsträchtiges Datum, den 09. November, ausgewählt.
Wie kein anderer Tag steht er für Höhenflüge wie tiefe Abgründe unserer Vergangenheit. Deshalb dürfen und wollen wir heute bei aller Freude über den 9. November 1989 die Schrecken des 9. November 1938 nicht ausblenden. An jenem Novembertag, Sie wissen es, verübten die Nazis ein Pogrom an ihren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Überall brannten die Synagogen, überall mussten Jüdinnen und Juden erleben, dass sie völlig recht- und schutzlos geworden waren und dass ihnen kaum jemand beistand. Es ist und bleibt beschämend, was damals in unserem Land geschah. Das dürfen wir nievergessen, das dürfen wir nicht bagatellisieren.
Beim „Erinnern gegen das Vergessen“ hilft und unterstützt uns nunmehr auch dieses neue Denkmal.
Das ein solches Denkmal jetzt auch in unserer Samtgemeinde steht, dafür bin allen sehr dankbar, die das Denkmalprojekt geplant und zur Realisierung beigetragen haben.
Es erinnert uns an den hasserfüllten Antisemitismus und Rassismus des Nazi-Regimes und seinen schrecklichen und menschenverachtenden Geschehnissen im vergangenen Jahrhundert. Und fragt danach, was diese vergangenen Ereignisse uns und unserer Zeit zu sagen haben.
Die Zeit steht nicht still. Die Erinnerung wird nicht lebendiger werden und mit jedem Zeitzeugen, mit jedem Überlebenden des Schreckens, der stirbt, stirbt auch ein Stück Geschichte. Es liegt in unserer Verantwortung als Politikerinnen und Politiker, als Eltern, als Lehrerinnen und Lehrer, als Mitbürgerinnen und Mitbürger hier dranzubleiben und die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten wachzuhalten. Die Lehren aus dieser Zeit gilt es an die nächste Generation weiterzugeben.
Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wie sich die Geschichte wiederholt. Unsere Demokratie wird heute in Deutschland, in Europa, ja weltweit auf die Probe gestellt. Populisten und Diktatoren, Radikalisierung und Hetze, Ausgrenzung und Rassismus greifen wie Lauffeuer um sich und gefährden einen Frieden, dessen wir uns manchmal scheinbar zu sicher sind. 
Die Rückkehr rechten Gedankenguts und völkischer Phrasen mitten in den deutschen Bundestag darf hier natürlich nicht unkommentiert bleiben, darf nicht mit einem bloßen Kopfschütteln und einem „Naja, die werden sich schon von selbst erledigen“ abgetan werden. 
Was kann in letzter Konsequenz geschehen, wenn wir den moralischen Kern unserer Gesellschaft, „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, preisgeben? Was bedeutet die Preisgabe? Was ist bereits geschehen? Erinnern wir uns?
Es ist unsere Aufgabe, die Erinnerung wachzuhalten, auch wenn sie wehtut. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich die Geschehnisse in und um die MUNA, in Ausschwitz – ich nenne diese beiden Örtlichkeiten stellvertretend für die unzählbaren und unaussprechlichen Gräueltaten der Nationalsozialisten – nicht wiederholen.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, das ist doch das Mindeste, was wir als Lehre aus dem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, aus dem „Ende der Menschlichkeit“ ziehen können. Eine Deutsche, ein Deutscher kann nicht Demokrat sein und gleichzeitig eine antisemitische oder anderweitig geartete rassistische Einstellung haben. Im Gegenteil. Nimmt er sich als Demokrat ernst, muss er sich aktiv dafür einsetzen, dass sich alle in unserem Land akzeptiert und sicher fühlen – unabhängig von Alter, Religion, Geschlecht, kulturellem Hintergrund, ethnischen Wurzeln oder sexueller Orientierung.
Lebendiges Erinnern und Gedenken gelingt nicht über den Verstand allein. Wir müssen auch die Herzen und Seelen der jungen Menschen erreichen. Mit dem neuen MUNA-Denkmal ist hier ein generationenübergreifendes, generationenverbindendes Projekt entstanden. Ich freue mich sehr darüber, dass auch Schülerinnen und Schüler daran mitgewirkt haben. 
Ich möchte Ihnen, meine Damen und Herren, abschließend noch einen Gedanken mit auf dem Weg geben, den unser verstorbener Alt-Bundespräsident Roman Herzog einst sehr treffend in einer Ansprache in Bergen-Belsen formuliert hat: „Man ist nicht nur verantwortlich für das, was man tut, sondern auch für das, was man geschehen lässt. Wer es zulässt, dass anderen die Freiheit geraubt wird, verliert am Ende die eigene Freiheit. Wer es zulässt, dass anderen die Würde genommen wird, verliert die eigene Würde.“ So ist es am Ende auch in unserem ureigenen Interesse, dass wir bereits den Anfängen von Intoleranz und Inhumanität wehren, denn es ist ungleich schwieriger, langwieriger und manchmal kaum mehr machbar, gegen ein an die Macht gelangtes unmenschliches Regime anzugehen.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.